Focus. und "nie nur 'ne Phase": Danke, Meta
25.04.2025 | Mark Schneider

"Stigmatisiert von Leuten wie dir, die niemals versucht haben mich zu verstehen"
Mit dem Song "Oberste Etage", aus dem auch diese Zeile stammt, eröffnen Focus. ihr neues Album "nie 'nur ne Phase". Diese Band ist für mich eine große Bestärkung der Einstellung, die sozialen Medien nicht zu voreilig zu verurteilen und dem Algorithmus hin und wieder eine Chance zu geben. So begab es sich, dass es mir meiner vor einiger Zeit ein Reel von Focus. auf den Bildschirm spülte, in dem die Band die mittlerweile mehr als eine Million Mal gestreamte Nummer "AU" mutmaßlich in einem Festzelt performt und die Leute vor der Bühne regelrecht durchdrehen. Davon angefixt beschäftigte ich mich mit allen bis dahin erschienenen Titeln von Focus. und war sofort schockverliebt in die Musik der Band aus Riesa. Als dann im Januar die Single "Alkohol" als erster Vorgeschmack auf das neue Album veröffentlicht wurde und sich mit "Thor-Steinar-Fresse" sowie "Picobello" zwei Weitere dazu gesellten war mir klar, dass für mich an Focus. und dem Album "nie nur 'ne Phase" kein Weg vorbei führen wird.
Zurück zum Opener des neuen Albums. Die Frage, die die Band in "Oberste Etage" beschreibt, kennen wir aus unseren Umfeldern doch alle: "Wie lange hält diese Phase?" Und genau wie im Text ist für uns, für diejenigen, die sich in die Musik dieser Art verliebt haben, bis heute noch lange kein Ende zu sehen. Dass wir in der Lage sind immer wieder neue Bands "auszugraben", die uns kurz- oder langfristig für sich begeistern, gibt uns eine Konstante im Leben. Die Welt verändert sich. Und darum schreien Focus. "von ganz oben, aus der obersten Etage, dass diese sogenannte Phase nie vergeht. Dass ich dank dieser einen Phase wirklich leb!" Ich selbst habe das selten so gefühlt wie beim erstmaligen Hören dieser Platte.
Wir scheinen manchmal blind durch diese Welt zu wandern. Focus. haben bereits zwei Alben veröffentlicht, sind unter anderem im Vorprogramm von Sondaschule und Rogers aufgetreten (zwei Bands, die bei uns keine ganz kleine Rolle spielen), und dann brauch es einen Zufallskontakt in meinem Instagram-Account, um auf sie aufmerksam zu werden?! Verstehe einer die Welt.
"nie 'nur ne Phase" läuft circa 35 Minuten und besteht aus elf Titeln. Diese drehen sich um die unterschiedlichsten Themen, zum Beispiel davon alte Gewohnheiten mehr oder weniger erfolgreich abzulegen ("Eigentlich") sowie die Tatsache, dass Strafen in Raten zahlbar sind und Zäune solange das so bleibt eher als Reiz anstatt als Hindernis zu sehen sind ("Baggersee"). Beide Titel sind wärmstens empfohlene Anspieltipps. Die schon beinahe als Klassiker in allen Musikrichtungen zu sehenden Themen Alkohol und die Liebe finden ebenso ihren Platz auf diesem Album, im Fall der Liebe bringen Focus. mit "Picobello" den vielleicht stärksten Titel auf "nie 'nur ne Phase" unter. Diese Band kann Romantik, und das sowohl laut und schnell, als auch in Form von Balladen wie "Alaunpark". Sie kann scheinbaren Unsinn, aber auch ganz klare Haltung zeigen. "nie 'nur ne Phase" ist durch all diese Aspekte ein Album, das es ohne wenn und aber wert ist, angehört zu werden. In meinem Fall auch immer und immer wieder.
Wertung
Lange habe ich nicht mehr so überzeugt eine gute Bewertung vergeben. Focus. zogen mich bereits nach dem ersten Eindruck vollends in ihren Bann. Wenn dann ein Album erscheint, welches ich gar nicht oft genug anhören kann, dann passt die Connection zwischen der Musik dieser Band und meinem eigenen Geschmack offensichtlich. Das hier hat Potenzial, mehr als eine Phase zu werden.

Mark Schneider
Mark kommt aus der wunderschönen, ländlichen Provinz zwischen Siegen und Marburg an der Lahn. Ob kleine Acts im Club oder Musikgiganten vor Tausenden: Besucht wird, was laut ist und Spaß macht! Dabei sind im Genre (fast) keine Grenzen gesetzt.